Archiv für April 2016

Liebe Gemeinde,

Mittwoch, 6. April 2016

die neuen Presbyterinnen und Presbyter sind gewählt und in ihr Amt eingeführt. Jetzt wartet viel Arbeit auf sie: Sie müssen sich mit Verwaltungs-, Personal-, Finanz- und Baufragen auseinandersetzen. Sie müssen Ausschüsse besetzen und ihr liturgisches Recht in Bezug auf Gottesdienste ausüben. Sie müssen unsere Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit den beiden Pfarrern leiten. Alles das ist wichtig und notwendig. Doch eins sollte dabei nicht vergessen werden: Kirchengemeinde ist kein Selbstzweck, sondern sie steckt den Rahmen dafür ab, innerhalb dessen unser christlicher Glaube mit allen seinen Facetten gelebt und das Evangelium von Jesus Christus die Menschen erreichen kann.

Dafür sind nicht nur das Presbyterium und die Pfarrer verantwortlich, sondern alle Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Saarlouis. In der Kirchenordnung (quasi dem „Grundgesetz“ unserer Kirche) heißt es nämlich in Artikel 14, Absatz 2:

„(Die Mitglieder der Kirchengemeinde) nehmen an den Gottesdiensten und am Heiligen Abendmahl teil. Sie sind für die Ausbreitung des Evangeliums und den Dienst der christlichen Liebe mit verantwortlich. Sie achten darauf, dass der Sonntag und die christlichen Feiertage geheiligt werden (…)“

Die Mitglieder der Kirchengemeinde sind für die Ausbreitung des Evangeliums mit verantwortlich… Genau das hat seine biblische Grundlage in einem Wort aus dem ersten Petrusbrief, Kapitel 2, Vers 9, der auch der Monatsspruch für April ist:

„Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.“

Was für eine Zusage! Wir alle sind Priester, Heilige, Eigentum Gottes. Ist uns das bewusst? Und ist jedem und jeder von uns auch der Auftrag bewusst, der damit einhergeht – die Wohltaten Gottes verkündigen? Wer nimmt diesen Auftrag ernst? Und vor allem: Wer traut sich zu, mit Anderen über den Glauben und das, was einen trägt, zu reden? Diese Frage wird vor allem dann wichtig, wenn Anfragen von Menschen kommen, die mit unserem Glauben wenig anfangen können und die von uns Rede und Antwort erwarten.

Vor einiger Zeit hat der Arbeitskreis Ökumene mit Vertretern der Dillinger Moschee unsere Kirche besucht. Dabei wurden an uns von muslimischer Seite viele Rückfragen gestellt:

- „Warum gießen Sie bei der Taufe Wasser über den Kopf und tauchen das Kind nicht ganz unter?“

- „Welche christlichen Riten gibt es?“

- „Woran erkennt man einen Christen?“

- „Was trägt Sie über den Tod hinaus?“

Was würden Sie antworten? Auf diese Fragen eine Antwort zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach.

Gott traut uns auf jeden Fall zu, seine Liebe in Wort und Tat weiterzutragen und Auskunft über unsere Hoffnung zu geben. Und selbst, wenn uns das schwerfallen sollte, bleibt die Zusage, das Versprechen erhalten: Wir gehören zu Gott, ohne Wenn und Aber.

Der Auftrag für unsere Presbyterinnen und Presbyter ist klar. Ich wünsche ihnen, dass sie aus diesem Auftrag und dem Wissen um Gottes Nähe Freude, Inspiration und Geduld für ihre Arbeit bekommen. Und ich wünsche ihnen Männer und Frauen an der Seite, die sich ihrer Heiligkeit, ihrer Priesterschaft und ihrer Gottverbundenheit bewusst sind. Gemeinsam bauen wir an Gottes Gemeinde. Möge die gute Nachricht von Jesus Christus durch uns alle viele Menschen in Saarlouis, Überherrn und Wallerfangen erreichen!

Ihr Michael Hilka