Archiv für Januar 2014

Liebe Gemeinde,

Mittwoch, 15. Januar 2014

„Stehen bleiben!“ Sie kennen diesen Ruf aus den Krimis – da ruft einer „Stehen bleiben“ und der andere fängt an zu rennen. Wie passend in unserer Zeit, die so in Bewegung ist. Ständige Bewegung scheint ein Lebensgesetz geworden zu sein. Alles scheint immer und ständig in Bewegung zu sein. Ob freiwillig oder unfreiwillig, weil da doch noch was erledigt werden muss oder weil da einer ruft: mach mal, halt dich dran, beeil dich, das muss fertig werden. Das kann schon gnadenlos sein. Da wünscht man sich manchmal einen, der ruft: „Bleib stehen!“ Aber in dieser schnelllebigen Zeit scheint das immer schwerer zu werden.

An dieser Stelle passt der Predigttext zum Jahreswechsel.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.

Das Bibelwort aus Hebräer 13, 8-9b ist ein Wort, das uns zum Stehenbleiben auffordert. Ja, es erlaubt uns das Stehenbleiben und innehalten. Warum? Das Herz braucht die Besinnung auf das, was ihm wichtig ist. Nicht nur am Jahreswechsel, auch durch das Jahr hindurch. Deswegen gibt es Sonntage und Feiertage, die uns erlauben, aus dem gewohnten Tritt auszubrechen. Sie sind unverzichtbar, denn in ihnen ist Begegnung möglich – mit mir selbst, mit anderen und mit Gott. Begegnung geschieht nur da, wo wir stehenbleiben, innehalten. Und nur so kommen wir zu unserer Mitte und gewinnen eine Kraft, aus der wir leben können.

Der Glaube ermöglicht das Innehalten und Stehenbleiben. Denn er weiß sich getragen von der Liebe Gottes. In Jesus macht sich Gott zu uns auf den Weg. Schlüpft in unsere Haut, geht unser Leben mit und begegnet uns auf diese Weise. Gottesgewissheit, Klarheit über das Leben, Lebenskraft, Liebe, Vergebung, Güte, Hingabe - alles das begegnet uns in Jesus und es bleibt durch die Zeiten hinweg. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

Dafür müssen wir selbst nichts tun, machen, entscheiden, schaffen und leisten. Es wird uns geschenkt. Es ist Gnade. Darum fordert uns der Verfasser des Hebräerbriefs auf: Sieh auf das, was dir in Jesus geschenkt wurde. In all dem Unbeständigen des Lebens, in all der Hektik und Kurzatmigkeit, in all dem Druck, etwas leisten zu müssen, bleibt Gott an deiner Seite und will dich stärken und Orientierung schenken. Wo immer du in diesem Jahr hingehst, was immer du anfängst, was immer du treibst und was dich umtreibt – es ist umfangen von Gottes Liebe. Wir sind eine Herzensangelegenheit Gottes.

Darum lassen Sie sich rufen von Ihrem Herzen, von einem lieben Menschen oder von Gott, halten ab und zu an, bleiben stehen und fragen nach dem, was sie brauchen oder genießen sie das Leben.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls viele Begegnungen, die sie innehalten lassen und Ihnen etwas von der Fülle des Lebens schenken.

Jörg Beckers