Archiv für Juli 2012

Allen Menschen Recht getan…

Montag, 2. Juli 2012

Allen Menschen Recht getan ist ein Kunst, die niemand kann…

Ein Vater zog mit seinem Sohn und einem Esel in der Mittagsglut durch die staubigen Gassen von Keshan. Der Vater saß auf dem Esel, den der Junge führte.

„Der arme Junge“, sagte da laut ein Vorübergehender. „Seine kurzen Beinchen versuchen mit dem Tempo des Esels Schritt zu halten. Wie kann man so faul auf dem Esel herumsitzen, wenn man sieht, dass das kleine Kind sich müde läuft?“

Der Vater nahm sich dies zu Herzen, stieg hinter der nächsten Ecke ab und ließ den Jungen aufsitzen. Gar nicht lange dauerte es, da erhob schon wieder ein Vorübergehender seine Stimme: „So eine Unverschämtheit, sitzt doch der kleine Bengel wie ein Sultan auf dem Esel, während sein armer, alter Vater daneben herlaufen muss.“ Dies schmerzte den Jungen und er bat den Vater, sich hinter ihn auf den Esel zu setzen.

„Hat man so was schon gesehen?“ keifte eine schleierverhangene Frau, „solche Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch, und der junge und alte Nichtsnutz ruhen sich auf ihm aus, als wäre er ein Diwan, die arme Kreatur!“

Die Gescholtenen sahen sich an und stiegen beide, ohne ein Wort zu sagen, vom Esel herunter. Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, machte ein Fremder sich über sie lustig: „ So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt ihr denn den Esel spazieren, wenn er nichts leistet, euch keinen Nutzen bringt und noch nicht einmal einen von euch trägt?“

Der Vater schob dem Esel eine Hand voll Stroh ins Maul und legte seine Hand auf die Schulter seines Sohnes. „Gleichgültig, was wir machen,“ sagte er „ es findet sich doch immer jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“

Sommerzeit ist auch Ferienzeit. Und vielleicht auch eine gute Phase, um die Seele baumeln zu lassen und neu wieder Gelassenheit zu lernen. Herauskommen aus der Tretmühle des Alltags, ein bisschen schmunzeln können über die guten Ratschläge der anderen – und seinen eigenen Weg gehen.

Eine gute Sommerzeit wünsche ich Ihnen…

Ihre Sabina Busmann