Geistliches Wort zur Adventszeit

3. Dezember 2012 von Anja Nesges

Liebe Gemeinde,

sie kennen das Adventszeit, Weihnachtszeit ist die Zeit des Schenkens. Also macht man sich auf die Suche und viel Mühe und Gedanken, um ein Geschenk zu finden, das dem Anderen Freude bereitet. Aber wenn man dann (endlich) etwas gefunden hat, ist das Problem noch nicht gelöst. Wie verpacke ich das Ganze, damit es auch gefällt? Das war wohl schon immer eine Kunst für sich. Heute werden die Geschenke immer aufwändiger eingehüllt, um das Geschenk ins rechte Licht zu rücken und es zu veredeln. Schachteln, Dosen, Taschen, Kisten, Papier mit reichhaltigen Verzierungen aller Art werden angeboten. Ich muss gestehen, dass ich das nicht mal ausreichend in Worte kleiden kann. Der Grund: ich gehöre zur Spezies der Verpackungsmuffel. Nun sage ich mir immer: das ist ja eine gute deutsche Tradition. Frei nach dem Motto:

Es kommt nicht auf die Verpackung, sondern auf den Inhalt an. Und dann ist da ja auch noch der ganze Verpackungsmüll, der einem auf das ökologische Gewissen schlägt.

Und dennoch gibt es für mich noch einen anderen Grund. Weihnachten ist für mich das Fest, an dem Gott uns seine Liebe offenbart. Das Kind in der Krippe ist sein Geschenk an uns. Nun war dieses Geschenk eben nicht aufwändig verpackt oder hervorgehoben, damit es aller Welt in die Augen sticht: Siehe, ich bin etwas Besonderes. Gewiss der Stern stand überm Stall. Aber selbst die Weisen aus dem Morgenland haben erst im Palast gesucht. Und für wen singen die Engel? Für die Hirten auf dem Felde. Nein, das Kind in der Krippe taucht nicht in Glanz und Gloria auf und ist in Macht und Ansehen eingehüllt. Es ist ein unscheinbares Kind, das Gottes Liebe und Vertrauen in das Leben säen soll. Das innigste Bild für Menschsein und Ebenbild Gottes. Schutzlos liegt es da, nur in Windeln gewickelt, bedürftig. Eben darin kommt Gott uns nah – in unserer Bedürftigkeit. Das ist sein Geschenk, dass er sich bedürftig macht und unsere Bedürftigkeit teilt. Selbstlos. Und um das zu entdecken, muss ich mich nicht durch endlose Verpackungen wühlen. Das Kind sieht mich direkt an, sieht in meine Augen und in meine Seele und ist mir nah. So weckt Gott Freude. Das darf über all dem Rummel um Geschenke und Verpackungen nicht verloren gehen.

Aber diese Gründe sind natürlich nur die halbe Wahrheit. Ich nehme mir einfach zu wenig Zeit, um mich um eine schöne Verpackung zu kümmern und es macht mir einfach Mühe, das zu tun. Die Verpackung, das Äußere bringt ja auch etwas von der Wertschätzung zum Ausdruck. Es ist eine Möglichkeit anderen eine Freude zu machen, wenn ich das Geschenk liebevoll verpacke. Ja, es birgt einen besonderen Reiz. Gott hat seine Liebe in menschliche Gestalt gekleidet, um uns Freude zu machen. Jede und jeder von uns kann auf seine Weise Freude machen. Jeder von uns kann auf seine Weise Freudenbote sein. Also lassen sie ihrer Phantasie freien Lauf.

Noch abschließend ein Satz an alle Verpackungsmuffel: Stehen sie ruhig dazu. Es ist nicht jedem gegeben und nun, frei von dem Druck auch hier etwas leisten zu müssen, können sie ja mal Ausschau halten, wie sie dieses Jahr ihre Geschenke verpacken.

Ihr Jörg Beckers

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